Die Zuchtgeschichte des Angler Sattelschweins

19. Jahrhundert

Gegen 1880 entwickelte sich in Angeln neben der Milchwirtschaft die Schweinehaltung als landwirtschaftlicher Erwerbszweig. Die schwarz-weiß gefärbte, in Angeln verbreitete Landrasse war für eine moderne Schweinemast jedoch zu langsam im Wuchs und brachte pro Wurf zu wenig Ferkel zur Welt. Vorbild für die Zucht von schnellwüchsigen, frühreifen und fruchtbaren Schweinerassen war England. Bereits im 19. Jahrhundert war es verschiedentlich zu Importen von Berkshire- und Tamworthschweinen gekommen. Ein kleiner Kreis von Viehzüchtern aus der Gegend um Süderbrarup wurde um 1920 auf eine englische Schweinerasse aufmerksam, die der Angler Landrasse in Körperbau und Erscheinungsbild sehr ähnelte. Die Wessex Saddlebackrasse.

20. Jahrhundert

1926 brachte der Süderbraruper Landwirt Julius Carstensen von seiner Reise nach England eine tragende Sattelschweinsau mit. Zwei weitere Tiere wurden im nachfolgenden Jahr von ihm angekauft. Die schwarz-weiß gefärbten englischen Schweine bewährten sich. Hoffnungsvoll versammelten sich 1929 neun Landwirte in Süderbrarup und gründeten den Verein zur Zucht des Angler Sattelschweins. Die herdbuchmäßige Erfassung der Schweinbestände und der Aufbau einer eigenständigen Rasse nahmen ihren Anfang. In den Jahren zwischen 1930 und 1939 kaufte der Verein insgesamt zehn Eber der Wessex Saddlebackrasse und stellte sie seinen Mitgliedern für die Zucht zur Verfügung.

 

Wirtschaftswunder

Erst das Interesse an veränderten Haltungs- und Vermarktungsmethoden in der Landwirtschaft und die Besinnung auf die gute Fleischqualität eröffnen dem Angler Sattelschwein heute wieder neue Überlebenschancen.

Was selbstbewusst als Angler Sattelschwein bezeichnet wurde, entbehrte noch bis 1941 einer offiziellen Anerkennung, was zur Folge hatte, dass eine Ausweitung des Zuchtgebietes durch Einschränkungen der Deckerlaubnis verhindert wurde.
Nach 1945 nahm in Süderbrarup die Zuchtarbeit einen lebhaften Aufschwung. Das in Fütterung und Haltung anspruchslose Schwein überzeugte mit guten Schlachtergebnissen. Es erlebte als Wurstschwein bis 1952 eine nie dagewesene Popularität und Verbreitung in Norddeutschland. Als im Verlauf der fünfziger Jahre Schweine mit höherem Fleischanteil und geringerer Fettauflage den Markt bestimmten, verlor das Angler Sattelschwein kontinuierlich an Bedeutung.